Normalverteilung


\(\\\)

Lagemaße bei Verteilungen

Bei Verteilungen spielen die beiden Lagemaße

eine besondere Rolle. Betrachtet wird nun die Binomialverteilung mit

\( \begin{array}{ r c l } n & = & 100 \\ p & = & 0{,}7 \\ \end{array} \)

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Das Histogramm davon ist für \(53 \leq x \leq 87\) dargestellt.

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Die dazugehörigen Lagemaße sind

\( \begin{array}{ r c c c c c l } \mu & = & n \cdot p & = & 100 \cdot 0{,}7 & = & 70 \\ \end{array} \)

\(\\\)

und

\( \begin{array}{ r c c c c c l } \sigma & = & \sqrt{n \cdot p \cdot (1-p)} & = & \sqrt{100 \cdot 0{,}7 \cdot (1-0{,}7)} & = & 4{,}58 \\ \end{array} \)

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Der Erwartungswert ist der Durchschnittswert der Verteilung und zugleich der \(x\)-Wert mit der größten Wahrscheinlichkeit.

Die Standardabweichung ist die durchschnittliche Abweichung der Verteilung vom Erwartungswert. Sie ist eine Maß für die Streuung um den Erwartungswert.

\(\\[2em]\)

Eigenschaften der Normalverteilung

Die Binomialverteilung kann näherungsweise durch eine stetige Verteilung, die Normalverteilung,

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beschrieben werden. Die Normalverteilung ist der Graph der Funktion

\( \varphi(z) \, = \, \frac{1}{\sqrt{2 \pi}} \cdot e^{-\frac{1}{2}z^2} \)

\(\\\)

und stellt die Gauß'sche Glockenkurve dar. Die Normalverteilung hat einen besonderen Erwartungswert und eine besondere Standardabweichung mit

\( \begin{array}{ r c l } \mu & = & 0 \\ \sigma & = & 1 \\ \end{array} \)

\(\\\)

Deshalb ist es recht einfach, das \(k\) einer Binomialverteilung in den \(z\)-Wert der Normalverteilung umzurechnen.

\(\\[2em]\)

Anpassung der Binomialverteilung an die Normalverteilung

Um die Binomialverteilung näherungsweise durch die Normalverteilung auszudrücken, wird Binomialverteilung um den Erwartungswert nach links verschoben und in \(x\)-Richtung gestaucht.

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Dies geschieht mit der Umrechnung des \(k\)-Wertes

\( z \, = \, \frac{k - \mu}{\sigma} \)

in den \(z\)-Wert der Normalverteilung.

\(\\[2em]\)

Sigma-Umgebung

Jedem \(z\)-Wert der Normalverteilung ist nun eine bestimmte Wahrscheinlichkeit (Fläche unter dem Graphen) zugeordnet.

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Lösen wir den Ausdruck

\( \begin{array}{ r c l } z & = & \frac{k - \mu}{\sigma} \\ \end{array} \)

\(\\\)

nach \(k\) auf mit

\( \begin{array}{ r c l l } z & = & \frac{k - \mu}{\sigma} & \bigl| \, \cdot \sigma \\ z \cdot \sigma & = & k - \mu & \bigl| \, + \mu \\ \mu + z \cdot \sigma & = & k \, , \\ \end{array} \)

\(\\\)

so ergibt sich die \(\sigma\)-Umgebung einer Binomialverteilung.

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Der \(z\)-Wert wird als der Radius der \(\sigma\)-Umgebung bezeichnet und gibt den Abstand zum Erwartungswert bei der Normalverteilung an. Übliche Radien sind

\( \begin{array}{ | c | c | } \hline \text{Radius} & \sigma \text{-Umgebung} \\ \hline 1{,}64 & 90 \% \\ 1{,}96 & 95 \% \\ 2{,}58 & 99 \% \\ \hline \end{array} \)

\(\\[2em]\)

Wahrscheinlichkeit mit der Normalverteilung

Zu berechnen ist die Wahrscheinlichkeit der Binomialverteilung

\( P(x \leq 65) \)

\(\\\)

mit

\( \begin{array}{ r c l } n & = & 100 \\ p & = & 0{,}7 \\ \end{array} \)

\(\\\)

Die Berechnung mit der Normalverteilung erfolgt in \(2\) Schritten:

\(\\[2em]\)

Umrechnung des k-Wertes der Binomialverteilung

Nach der bekannten Formel

\( z \, = \, \frac{k - \mu}{\sigma} \)

\(\\\)

ermitteln wir den \(z\)-Wert.

\( \begin{array}{ r c l } z & = & \frac{65 - 100 \cdot 0{,}7}{\sqrt{100 \cdot 0{,}7 \cdot (1-0{,}7)}} \\[6pt] z & = & -1{,}09 \\ \end{array} \)

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Per Integralrechnung mit

\( \begin{array}{ r c l c l } A & = & \displaystyle{\int}_a^b \varphi(z) dz & = & \Phi(b) - \Phi(a) \\[12pt] & = & \displaystyle{\int}_{\lim \limits_{z \to \infty}(a)}^{-1{,}09} \varphi(z) dz & = & 0 - \Phi(-1{,}09) \\[12pt] & = & \Phi(-1{,}09) \\ \end{array} \)

\(\\\)

kann die Wahrscheinlichkeit berechnet werden. Bevor wir jetzt dieses \(\Phi(z)\) bestimmen, müssen wir noch kontrollieren, ob \(z=-1{,}09\) wirklich der korrekte Wert für \(z\) ist. Denn bei der Umwandlung von einer diskreten Verteilung in eine steige Verteilung muss Folgendes berücksichtigt werden.

\(\\[1em]\)

Stetigkeitskorrektur

Betrachtet wir die beiden Verteilungen,

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so ist zu erkennen, dass der rechte Rand der gesuchten Fläche in der Binomialverteilung weiter rechts als \(65\) liegt. Das liegt daran, dass in der Binomialverteilung der Wert für \(k=65\) von \(64{,}5\) bis \(65{,}5\) dargestellt ist. Damit wir in der Normalverteilung eine vergleichbare Fläche erhalten, muss in der Umrechnung der \(k\)-Wert mit der Stetigkeitskorrektur von \(0{,}5\) angepasst werden. Daraus folgt

\( \begin{array}{ r c l } z & = & \frac{k + 0{,}5 - \mu}{\sigma} \\[6pt] z & = & \frac{65 + 0{,}5 - 100 \cdot 0{,}7}{\sqrt{100 \cdot 0{,}7 \cdot (1-0{,}7)}} \\[6pt] z & = & -0{,}98 \\ \end{array} \)

\(\\\)

Die korrekte Bestimmung der gesuchten Wahrscheinlichkeit erfolgt also mit \(\Phi(-0{,}98)\). Diese kann

\(\\[1em]\)